Zur Geschichte

Als im Jahr 1827 mit der heutigen Kajüte die zweite Gastwirtschaft im Ort eröffnete, war Ratzdorf ein betriebsamer Umschlagplatz für die Oder- und Neißeschifffahrt. Hier wurden hauptsächlich Getreide und Tuche aus Sachsen, Schlesien und der Lausitz auf Oderschiffe verladen. Aus Übersee und über Stettin kamen Salz und Kolonialwaren, welche hier zwischengelagert und dann auf der Neiße oder mit Fuhrwerken über Land weitertransportiert wurden.

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Weil Ratzdorf leicht erhaben auf einem Hügel liegt, wurde der Ort von den regelmäßigen Oderhochwassern – bis heute – kaum ernsthaft beschädigt. Wie eine Insel ragte es aus den beinahe jährlich überschwemmten Weiden und Äckern heraus, deren Bewirtschaftung geringe Erträge erbrachte. Erst in den Jahren als Umschlagplatz verbesserte sich die Wirtschaftslage des Ortes. Eine neue Schule wurde gebaut, mehrere Kaufleute, Schmiede, Bäcker und zwei kleine Werften hatten ihr Auskommen. Zwischenzeitlich gab es sogar eine dritte Gastwirtschaft.

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Mit der Erweiterung des Eisenbahnnetzes und der Anbindung von Wellmitz (1846) schwand jedoch Ratzdorfs Bedeutung schnell wieder und ein Großteil der Einwohner lebte in zunehmender Armut. Auch die vermutlich im Gebäude neben der Gastwirtschaft betriebene Salzfaktorei wurde 1868 aufgegeben. Später diente das Haus als Deichmeisterei, bis es nach langem Leerstand 1989/90 abgerissen wurde.

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Solange es die Fähre über die Oder gab, kamen Gäste von beiden Seiten des Flusses, um in der Gaststätte zu essen oder den Nachmittag bei Musik und Kaffee im Schatten der immer größer werdenden Pappeln zu verbringen. 1907 wurde der Tanzsaal gebaut.

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Erst das besonders schwere Oderhochwasser von 1930 war Anlass, den damals errichteten Sandwall vor der Gastwirtschaft verbleiben zu lassen und im Verlaufe der Jahre als Schutzdeich zu befestigen und auszubauen.

So ein schöner Ort!

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Im Frühjahr 1999 wurden wir Besitzer einer ganz und gar verlassenen Gastwirtschaft mit riesigem Tanzsaal und einer schattigen Wiese direkt an der Oder.

Wir betraten zum ersten Mal das seit beinahe zehn Jahren leer stehende Haus.

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Wie sofort schon zu befürchten, war häufiges Lüften und gründliches Ausfegen zwar durchaus nützlich, leider aber noch nicht ausreichend, um den Gaststättenbetrieb wieder aufnehmen zu können. Nach gut dreijähriger Bauzeit konnte die „Kajüte“ im November 2002 wieder eröffnet werden.

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Die Wasserbeschaffenheit von Neiße und Oder hat sich inzwischen soweit verbessert, dass das Angeln, Baden und Boot fahren – bis zur Mitte der Flüsse! – wieder zu einer Freude geworden ist.

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Die Kajüte vor Beginn der Deichbauarbeiten.

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Wir waren froh, dass trotz Deich- und Straßenbau einige der alten Bäume vor der Kajüte erhalten bleiben konnten. Jedoch auch die waren durch die Arbeiten so beeinträchtigt worden, dass sie 2007 gefällt wurden. Um von unserem Biergarten aus das Wasser zu sehen, muss man inzwischen aufstehen und ein paar Schritte gehen.

Aber es gibt die Abende, an denen man sich einen Kinobesuch besser spart und – in eine Decke gehüllt – einfach zusieht, wie die Sonne am Fluss untergeht.